10 Uhr: Die Schlangen vor dem Einlass sind lang. Die Leute wollen feiern, Festivalatmosphäre genießen und endlich wieder unter Gleichgesinnten sein. Als dann die Tore geöffnet waren, waren auch alle Frühaufsteher schnell auf dem Gelände des Tanzbrunnens. Den Bericht von Tag 2 findet Ihr hier.
Kulinarisch wurde dieses Jahr etwas aufgestockt. Das Angebot an Speisen ist gestiegen. Es gab Reibekuchen mit und ohne Apfelmus, Wraps und Kumpir, Früchte und Smoothies, Fleischspieße, Kartoffelspiralen, Crêpes, Burger, Döner, Pasta, Asia-Food, Frozen Yoghurt, Haribo, Baumstriezel, Würstchen und Pommes, Flammkuchen, Hotdogs, Eis und vegane Burger. Met und Whisky dürfen natürlich auch nicht fehlen. Falls ich einen Stand vergessen habe, bitte ich um Nachsicht.
Die Auswahl war so groß wie z.T. die Preise. Klar, wir leben in teuren Zeiten durch die bekannten Krisen, aber teilweise kam man sich echt abgezockt vor. Festivals sind halt teurer als normal, damit kann sich jeder abfinden. 11,50€ für einen Longdrink, 5€ für Wasser (wenn man nicht die bekannten Zapfstellen genutzt hat) an den Getränkeständen, oder 7,90€ für gebratene Nudeln, um nur einige zu nennen, ließen einen dann schon die Kinnlade herunterfallen. Die Preissteigerungen waren mehr als exorbitant.
Das Bier ist mit 5,50€ zwar auch teurer geworden, ist halt nicht mehr der praktische 5er, aber im Vergleich zum oben Genannten in Ordnung. Verwirrend war auch, dass man an einigen Ständen nur mit Karte zahlen konnte, andere wiederum nur mit Bargeld. Merch z.B. würden viele gerne mit Karte zahlen. Auf jeden Fall wäre eine einheitliche Regelung besser. Zumal nicht alle im bargeldverliebten Deutschland die Kartenzahlung, gerade wenn es um Kleinbeträge geht, bevorzugen. Das ist an sich auch der einzige Kritikpunkt am diesjährigen Amphi-Festival.
Das Wetter war weitgehend trocken und im Großen und Ganzen dann doch trockener als erwartet. Bevor es losgeht, möchte ich etwas über die Impressionen des Festivals sagen. Wie üblich trifft man auf dem Festival viele bekannte Gesichter. Schön finde ich auch, dass viele Bands auch privat das Festival besuchen, auch wenn sie nicht gebucht wurden. Auch das obligatorische Amphi-Einhorn war wieder auf dem Festivalgelände anzutreffen.
Pünktlich um 11 Uhr eröffnete dann auch Synthattack das musikalische Programm des Amphi-Festivals 2023. Der Sound stimmte, vor der Bühne wurde getanzt. Krankheitsbedingt fiel Nicole am Keyboard aus - wir wünschen Gute Besserung -, wurde aber gut vertreten. Der fleißige Konzertgänger hat die Vertretung natürlich sofort erkannt. Es war Julia von Martins Nebenprojekt "Basscalate". Die beiden haben gut performt und ließen sich natürlich nicht nehmen, den Song "Elektro is in my body" zu performen, eine Kooperation zwischen beiden Projekten. Begleitet wurde das Ganze bei jedem zweiten Lied von zwei Tänzerinnen. Schon in der Anmoderation hieß es, genug geschlafen, jetzt werdet ihr mal wach gemacht. Mit ihrem harshen Electrosound war das dann auch der letzte Besucher.
Meiner Meinung nach ein sehr guter Opener. Es war nur etwas ungewohnt, Synthattack im Hellen zu sehen. Auf der Theaterstage wären sie optisch besser aufgehoben, aber das wäre wohl sehr eng geworden bei so vielen Leuten, die schon vor der Bühne standen und feierten. Nach 40 Minuten war das Set leider auch schon vorbei und es begann der Umbau für die nächste Band.
Um kurz vor 13 Uhr eröffnete dann Xotox die Theaterstage. Es war heiß in der Halle. Die Leute standen dicht gedrängt und feierten. Da war man dann über die angenehmen Außentemperaturen um die 23°C froh, welche zur Abkühlung gut waren. Letztes Jahr war das Wetter mit deutlich über 30°C ja noch zum Dahinschmelzen. Die Luft konnte man in der Halle zwar immer noch schneiden, doch wurden die Leute wie immer am Ende eines Konzerts durch die Seitenausgänge herausgelassen. Dadurch kam wieder frische Luft in die Halle und man kam zügig wieder zu den anderen Stages oder wo auch immer man hinwollte.
Auf der Theaterstage stand die schwedische Elektrokombi Vanguard auf dem Programm. Ich habe sie letztes Jahr auf dem Etropolisfestival kennengelernt und was soll ich sagen? Die Halle ist schon wieder voll von tanzenden und feiernden Menschen. Da ist wohl lange eine gute Band an mir vorbeigegangen. Musikalisch ein starker Kontrast zum Opener Xotox, aber nicht weniger beliebt.
Nach Vanguard folgte "Future Lied To Us". Seit letztem Jahr mit neuem Sänger heizen FLTU mit ihren sphärischen Klängen und poppigen Synthsound der Menge ein.
Nach FLTU wurde es in der Sardinenbüchse wieder härter. Der brachiale und beliebte Sound von Centhron brachte die Leute wieder zum Schwitzen. Ein Festivalklassiker, der immer wieder bei Fans von härterer elektronischer Musik für schwitzende Körper und gute Stimmung sorgt. Und das nicht nur wegen den bekanntesten Songs "Cunt" und "Pornoqueen". Das muss man erlebt haben, und wer noch nicht da war, sollte das nachholen.
Leider überschnitten sich Centhron mit "Das Ich", die zu der Zeit auf der Mainstage waren. Zwischenzeitlich gab es dann auch leider etwas Regen, und alle wollten irgendwie sich in der Halle unterstellen. Dank den großartigen Bands war diese allerdings voll, und es gab einen Einlassstop. Der Regen hielt aber nicht allzu lange an, und ich bin dann mal raus aus der "Sauna" zur Mainstage.
Covenant stand als nächstes auf dem Programm dort. Die schwedische Elektrokombi ist auch schon eine Ewigkeit dabei und aus der Szene und den Festivals nicht mehr wegzudenken. Ich persönlich fand den weißen Anzug des Sängers irgendwie befremdlich, aber musikalisch macht das ja zum Glück keinen Unterschied und bleibt Geschmackssache.
Ich dachte, morgens bei Synthattack wäre es schon voll vor der Mainstage gewesen, aber vor dem nächsten großen Namen der Szene war es noch voller. Front 242 gelten seit den 1980ern als Pioniere des EBM und Inspiration für viele Bands. Eine so große Hausnummer muss man nicht vorstellen. Um sie kommt man als Festivalgänger gar nicht herum.
Zurück in die Sauna, dort warteten die Jungs von Zeraphine auf ihren Auftritt. Zeraphine ist eine deutsche Dark-Rock-Band, die 2000 von Sven Friedrich (ehemals Sänger der Band Dreadful Shadows) und Norman Selbig gegründet wurde. Obwohl Zeraphine seit 2010 nicht mehr sehr aktiv ist, haben sie immer noch eine treue Fangemeinde, wie auch die volle Halle beim Amphi-Festival zeigte. Die Band ist sowohl bei den Liebhabern von "Gitarrenmusik" als auch bei der "Elektrofraktion" beliebt, was unter anderem an Sven Friedrichs Synthpop Projekt Solar Fake liegen könnte.
Danach gab es noch "Deine Lakaien" auf der Mainstage, sowie Welle:Erdball in der Sauna. Da hätte mich auch am liebsten wieder zweigeteilt, da beide Bands eine einzigartige Bühnenpräsenz mit dazugehöriger Show haben. Mich zog es aber zur Welle:Erdball in die Sauna.