
Samstag – Sonne, Sound & schwarze Seele
Zum 19. Mal öffnet das Amphi-Festival seine Tore. Um 10 Uhr strömen die Fans der schwarzen Szene auf das Gelände. Viele direkt zum Merchstand, um sich mit dem aktuellen Festivalmerch einzudecken. Lange Wartezeiten sind dann natürlich vorprogrammiert. Kritisiert wurde das dritte Katzemotiv in Folge. Es verkauft sich trotzdem und ist beliebt. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr mal andere Tiermotive gibt.
Um 11 Uhr wird das Festival von Markito eröffnet und es werden, wie jedes Jahr, Giveaways verteilt. Trotz warmer Temperaturen ist die Stimmung gut, aber es ist leerer als letztes Jahr. Noch lässt es sich gut aushalten. Ab und an weht ein sanfter Wind und kühlt angenehm.

Vlad in Tears
Es geht rockig los. Die von den drei Brüdern Kris, Lex und Dario gegründete Band hat schon viele große Bühnen bespielt und heizt dem Publikum gut ein. Die Sonne ballert, und man kann also ohne Aufwärmen direkt Gas geben. Nach 40 Minuten ist der kurzweilige Auftritt vorbei und es beginnt die erste Umbauphase. Diese Gelegenheit wird natürlich genutzt, um sich kühle Getränke zu besorgen. Mit einem leichten Bierpreisanstieg auf 5,70 € hat man als Barzahler jede Menge Kleingeldgefummel. Die drei Sammelbecher für dieses Jahr waren sehr schnell vergriffen.

























Hell Boulevard
Weiter geht es wieder mit Gitarrenmusik mit einigen elektronischen Elementen. Der Sound ist gut und erinnert ein wenig an The 69 Eyes. Eine leichte Brise sorgt für etwas Abkühlung, und bei den Fans ist die Stimmung gut.





























Eisfabrik
Es wird elektronisch. Die Herren von Eisfabrik heizen den Fans elektronischer Musik ein. Es wird voller. Vor der Bühne beginnt man zu zerlaufen. Der Yeti rennt zwischendurch durch das Publikum. Ich zerlaufe schon beim Anblick. Viele Fans haben Selfies mit dem Yeti geschossen.


























Nachtblut
2007 gegründet. Darauf wurde Wert gelegt. Wikipedia lügt. So hieß es in der Moderation. Vor der Bühne steht die Luft bei der bösen Mittelfingermetalband Nachtblut. Nix für Elektrofans. Der Dark Metal ist nach der eher ruhigeren Eisfabrik ein guter Kontrast. Gespielt wurde eine typische Festivalsetlist aus u. a. Lied für Götter, Multikulturell und dem Titeltrack des neuesten Albums Todschick. Die Leute sind trotz der Hitze textsicher. Die Hitze macht sich auch auf der Bühne bemerkbar. Sänger Askeroth hatte obenrum immer weniger an, und der schwarzbemalte Oberkörper wurde immer mehr abgeschwitzt. Alles in allem eine gute Show.


































Letzte Instanz
Eine Band auf Abschiedstour. Die Letzte Instanz hört demnächst auf und viele haben heute die Gelegenheit genutzt, um diese großartige Band noch einmal zu sehen.





























Die Krupps
Voll, voller, Krupps. Sobald die ersten Töne aus den Boxen dröhnen, ist klar: Jetzt wird’s ernst. Die Industrial-Pioniere aus Düsseldorf sind seit über 45 Jahren aktiv – und kein bisschen leise. Für viele alte Hasen der Szene sind Die Krupps mehr als nur eine Band: Sie sind ein Stück Musikgeschichte, ein Soundtrack mehrerer Generationen schwarzer Clubnächte und Festivalerinnerungen.
Mit brachialer Präzision und metallischer Wucht bringen sie das Tanzbrunnen-Publikum zum Beben. Herzstück des Sounds: das legendäre Stahlofon – ein eigens gebautes Xylophon aus massiven Stahlrohren, das mit Metallstangen bearbeitet wird. Der Effekt: pure industrielle Klanggewalt, die sich tief in die Magengrube fräst.
Jürgen Engler, wie immer mit Energie und Attitüde, zeigt eindrucksvoll, dass Industrial-Rock auch nach Jahrzehnten kein bisschen Staub angesetzt haben muss. Klassiker wie „Na*is auf Spees“, „Robo Sapiens“ oder „Amboss“ sorgen bereits am Anfang für kollektives Mitbrüllen – und spätestens beim rhythmischen Hämmern aufs Stahlofon ist niemand mehr still. Die Krupps liefern eine energiegeladene, dreckige, ehrliche Show – genau so, wie man es sich wünscht.



































Camouflage
Als ich das erste Mal Camouflage auf dem diesjährigen Line-up gesehen habe, war ich ehrlich überrascht. Gibt’s die wirklich noch? Ja – und wie. Die 1983 gegründete Band ist ein echtes Synthpop-Urgestein und hat sich nie wirklich verabschiedet. Stattdessen tauchen Songs wie The Great Commandment oder Love is a Shield auch heute noch regelmäßig im öffentlich-rechtlichen Radio auf – und das völlig zu Recht.
Live klingen Camouflage erstaunlich frisch. Die Stimme von Marcus Meyn trägt, der Sound ist satt und sauber – und die Nostalgie schwingt mit, ohne angestaubt zu wirken. Das Publikum vor der Bühne? Bunt gemischt. Alteingesessene Fans mit glänzenden Augen, aber auch viele Jüngere, die sichtlich überrascht sind, wie gut diese 80er-Sounds auch 2025 noch funktionieren.
Und mal ehrlich: Es ist doch immer schön, den „Normalo-Freunden“ später zu erzählen, dass solche Musik auch auf einem schwarzen Festival gefeiert wird – mit Stil, mit Herz und mit jeder Menge Synthpop-Gänsehaut.

























Project Pitchfork
Da Ronan krank ist, musste der Auftritt von VNV Nation aufs nächste Jahr verschoben werden. Wir wünschen an dieser Stelle gute Besserung. Zum Glück ist Project Pitchfork spontan eingesprungen. Man hat also Glück gehabt und konnte recht spontan den Headliner tauschen. Wer freitags bei Call the Ships to Port war, hatte dieses Jahr gleich zweimal die Band sehen können. Die Band spielt ein relativ ruhiges Set mit vielen Liedern, die so gut wie nie gespielt werden. Vor der Bühne ist gute Stimmung trotz starkem Regen. Pünktlich zum Ende des ersten Tages ließ der Regen nach, und wer wollte, konnte noch ins Theater zur Aftershow-Party gehen. Draußen war es wenigstens durch die untergegangene Sonne und den Wolkenbruch angenehm kühl.














Sonntag – Durchhalten, feiern, nass werden
Nach Einlass wird sich auf der Metinsel breitgemacht. Komischerweise ist trotz vieler freier Bänke der Einlass gesperrt. Verstehe, wer will. Nach einigem Hin und Her wurde das geklärt und alles nimmt seine gewohnten Bahnen.

Industrial Dance Video Projekt
Disco im Hangar. Vom Dancecontest hat man leider in den hinteren Reihen nicht viel mitbekommen. Es war auf jeden Fall ein geiles DJ-Set mit viel Stimmung von den Tänzerinnen und dem Tänzer auf der Bühne. Ich frage mich immer, wo die Leute die Energie dafür hernehmen – gerade bei so stickiger Luft. Da habe ich tiefen Respekt für. Ersetzt jedes Gym. „Aus ’nem Sauerstoffzelt gesendet.“










X-RX
Es wird wieder laut. Nach dem Elektroböller-DJ-Set ist X-RX genau das Richtige zum Weiterfeiern. Nach ein paar Minuten hat man sich auch schon wieder an das viel zu helle Tageslicht gewöhnt. Auf jeden Fall gibt es tanzbares, hartes Elektrogeballer auf die Ohren und vor der Bühne ist es viel zu heiß. Heute ist es zwar nicht so schlimm wie gestern, aber die Musik von X-RX macht Spaß und wird nie langweilig. Birne aus und bewegen!





































Stahlmann
„Schwarz, schwarz ist alles, was ich habe.“ Dieser und andere Tracks dürfen natürlich auf einem Stahlmann-Konzert nicht fehlen – vor allem bei einem Festivalset. Ab dem ersten Track ist Party pur, und selbst die saunaartige Atmosphäre tut der Stimmung keinen Abbruch.





































Suicide Commando
Party hart: Suicide Commando. 1986 gegründet, ist die belgische Band aus der Szene nicht wegzudenken. Ich frage mich, warum die Band keinen Headlinerslot hat. Ab der ersten Sekunde steigt die Party und es wird getanzt. Selbst der einsetzende Regen schafft es nicht, die Stimmung zu brechen. Zum Glück für die Band fing es erst nach dem Set an, in Strömen zu regnen.






































Oomph
Trotz Sängerwechsel kommt die Kombi gut an. Ja, es ist nicht Dero, aber das versucht Daniel „Der Schulle“ Schulz auch nicht zu sein. Er bringt die Lieder super rüber, und es klingt anders, aber nicht verkehrt. Die Songs vom aktuellen Album sind solide, weil auch schon mit ihm aufgenommen. Die textsicheren Fans tragen die Band. Und die Party ist trotz starkem Regen sehr gut. Irgendwer hat natürlich immer was zu meckern, aber man kann es nicht allen recht machen. Ich finde, man sollte sich einfach mal darauf einlassen und die Show genießen. Während der Show legt sich der Regen und es bleibt den Rest des Tages trocken.















































Klangstabil
Eher ein Geheimtipp: Klangstabil präsentieren eine tiefgründige Mischung aus Elektro, Spoken Word und Performance. Die Texte sind persönlich, die Beats düster und reduziert. Kein Sound zum Mitgrölen – aber einer zum Nachdenken. Ein schöner Kontrast zu den lauten Acts des Sonntags.


































Anne Clark
Anne Clark bringt das Amphi-Publikum zum Zuhören. Die britische Spoken-Word-Pionierin steht fast regungslos auf der Bühne, doch ihre Texte und die elektronische Untermalung sprechen für sich. Kein tanzbares Set – aber ein starkes Zeichen für musikalische Vielfalt und Tiefgang auf dem Festival.











[:SITD:]
Nun gibt es gute Musik aus der Heimat – dem Ruhrpott. Die Rede ist natürlich von [:SITD:], einer festen Größe in der Dark-Electro-Szene. Als sie die Bühne betreten, ist klar: Jetzt wird’s ernst. Düster, druckvoll, kompromisslos. Sänger Carsten Jacek hat das Publikum von der ersten Sekunde an im Griff - trotz der Hitze im Theater.
Der Sound ist gewohnt kraftvoll, die Beats knallen, die Texte sitzen. Die Stimmung ist am Überkochen – auch wenn die Luft vor der Bühne steht. Das interessiert aber niemanden. Es wird getanzt, gefeiert und mitgeschrien. Genau so muss das sein. [:SITD:] liefern wie immer ab – ohne Schnickschnack, aber mit Herz und Härte.



























Lord of the Lost
Lord of the Lost liefern gewohnt epischen Dark Rock mit Glitzer, Drama und viel Energie. Diesmal verzaubert Keyboarder Gared auch ohne Borateinteiler, dafür als Nonne. Schade für einige Fans, so zieht Chris Harms zieht alle Blicke auf sich, während die Band einen wuchtigen Soundteppich ausbreitet. Große Show, große Emotion – das gehört einfach zum Amphi. Jetzt können auch die Normalos vom Personal, Sanitäter und alles anderen behaupten, unseren ESC-Teilnehmer mal Live gehört zu haben.





























Impressionen












































Das war es auch schon vom Amphi-Festival. Band-Ankündigungen für das nächste Jahr, übrigens das 20-jährige Jubiläum, stehen noch aus. Early-Bird-Tickets sind schon weg. Bekannt ist nur, dass VNV Nation seine Show nachholt und beim Call the Ships to Port Alienare, Grendel und Hocico spielen. Das verspricht schon mal ein geiles Warm-up aufs Festival. Tickets gibt’s wie immer im Amphishop unter:
Für das E-Tropolis 2026 sind auch noch Karten verfügbar.
Wir sind gespannt, was man sich alles zum Jubiläum einfallen lässt – und freuen uns schon darauf, das Amphi-Festivaljubiläum mit euch allen zu feiern.
Wir sind gespannt, was man sich alles zum Jubiläum einfallen lässt – und freuen uns schon darauf, das Amphi-Festivaljubiläum mit euch allen zu feiern.
Bis nächstes Jahr!