Endlich war es wieder soweit. Das elfte E-tropolisfestival in der Turbinenhalle Oberhausen öffnete um 13:00 Uhr seine Pforten. Das E-tropolis ist ein Festival für Darkelektro, EBM, Synthpop und Industrial, welches seit 2014 in Oberhausen stattfindet. Die ersten drei Festivals fanden hingegen in Berlin statt.
Kaum angekommen geht es erstmal zum Frühstück in die Gastro-Halle. Diverse Stände bieten eine bunte Auswahl an Gaumenfreunden zu guten Preisen an. Mit Waffeln, Pizza, Currywurst, Pommes, Asianudeln und veganen Burgern ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei. Doch genug vom Essen. Wir sind ja schließlich wegen der Musik hier.
Die gute Stimmung machte sich in den Hallen und Gängen der Turbinenhalle schon vor dem ersten Act bemerkbar, auch wenn der ein oder andere Besucher noch etwas müde aus der Wäsche schaute. Doch das ändert sich pünktlich um 14:00 Uhr. SynthAttack eröffnen mit „Join us" das musikalische Programm des 11. E-tropolis und prügeln jedem das letzte bisschen Müdigkeit aus den Knochen. 
Mit „Addicted to the thrill", „Circle of Pain" und spätestens mit ihrem Klassikerremix von „Insomnia" bewegten sich auch die letzten Tanzmuffel. Weiter ging es mit „Final Salvation", „Call me insane" und der neuen Single „Electro in my Body". Zum Ende der Sportstunde spielten Martin Schindler und Nicole Linde-Strehl noch „We are SynthAttack" und dann war der erste Auftritt auch leider schon wieder vorbei. 
Als nächste Band folgte Vanguard, welche für die aus gesundheitlichen Gründen ausgefallenen RRoyce eingesprungen waren. Vanguard ist ein alternative electronic Music-Projekt aus Schweden.
In diesem Sinne gute Besserung an RRoyce und bis nächstes Jahr. Es gibt bereits die ersten Bestätigungen für das zwölfte E-tropolis, welches am 02.03.2024 stattfinden soll. Neben RRoyce sind das Accesory, Frozen Plasma, Kite, NACHTMAHR und Suicide Commando. Das Festival hat gerade erst begonnen und schon wird auf den Monitoren die Vorfreude auf das nächste E-tropolis geschürt. Der Vorverkauf ist bereits eröffnet. Tickets gibt es ab sofort online unter www.amphi-shop.de! Auch 5+1 Gruppentickets sind im Amphi Shop wieder verfügbar. 
Um 15:40 Uhr eröffneten MILDREDA die zweite Stage. Das große Pendeln beginnt. Ab jetzt teilen sich die Musikbegeisterten in zwei Hallen auf. MILDREDA wurden von Jan Dewulf am Anfang der 90er Jahre gegründet, als der Belgier mit dem typischen kalten und beklemmenden Sound der damaligen belgischen Kultbands dieser Zeit infiziert wurde.
Nach Mildrada bringen Centhron die zweite Stage mit einem guten Mix aus Klassikern und neueren Tracks zum kochen.
Als Opener hält Einheit C hin, gefolgt vom Titeltrack des aktuellen Albums Fylgja. Mit Dreckstück der erste Klassiker. Bizarr & Sexy ist der nächste Titel von der aktuellen Scheibe. Weiter geht es mit dem Titeltrack des 2017er Albums Allvater und Deutsches Land von der gleichen Platte. In Anschluss daran kommen natürlich noch die Publikumslieblinge Pornoqueen, Cunt und 666 bevor mit Dystopia die viel zu kurze Show beendet. Tanzpause! Man ist nichts mehr gewöhnt.
Auf der Mainstage spielen währenddessen Grendel, gefolgt von Leather Strip. Namensgeber von Grendel ist eine monströse Gestalt der frühen angelsächsischen Heldenepik. 
Der ein oder andere Zuschauer möchte sich am Liebsten zweiteilen, um nichts zu verpassen und wir machen wieder Kilometer zwischen den Hallen. Mittlerweile wird das Durchkommen schwerer, da sich die Hallen immer mehr füllen.
Nach Centhron spielten THE JOKE JAY auf der zweiten Stage. THE JOKE JAY ist ein recht neues Projekt um den Namensgeber Joke Jay von And One. THE JOKE JAY besteht aus dem Sänger und Namensgeber Joke Jay, Produzent und Pop-Mastermind Olaf Wollschläger und Allrounder Hilton Theissen, welche 2021 ihr Debütalbum AWAKEN präsentierten. Mit einem individuellen Stil einer klassischen Rock/Pop-Band mit vielfältigen Einflüssen von Alternative Rock bis zu elektronischen Stilen der 70er bis 90er Jahre, bietet THE JOKE JAY dem Zuhörer viel Abwechslung. Leider hatte die zweite Stage am Anfang mit technischen Problemen zu kämpfen, weshalb die Band erst mit 20 Minuten Verspätung an den Start konnte. Glück im Unglück, da konnte man schnell noch in Ruhe die Theken aufsuchen. THE JOKE JAY starteten nach der Verspätung mit „Awake". Danach feierte das Publikum mit „Moonage Daydream" und „The Darkest" den Auftritt. Nach „Sometimes" und „Most of the Tears" war dann schon das letzte Lied des unfreiwillig kurzen Auftrittes gekommen: „I Know" wurde leider nach 30 Sekunden aus Zeitmangel abgebrochen. Schade, denn eine Zuschauerin war sogar aus Sankt Petersburg mit dem Auto angereist um THE JOKE JAY zu sehen, wie sie uns nach dem Konzert berichtete.
Auf der Mainstage ging es hingegen parallel mit Faderhead weiter. Es ist auch noch voller geworden. Faderhead sorgt hierzulande gern mal für volle Showrooms. Doch die Zuschauer haben immer noch Lust. Es ist zwar recht eng vor der Bühne und auch kuschelig warm, woran sich aber niemand wirklich stören lässt. Wer tanzen möchte findet sein Plätzchen. Auch für einige - die etwas mehr Platz brauchen, aufgrund ihrer Leuchtspielzeuge - war immer noch ein Plätzchen am Rand frei. 
Parallel auf der zweiten Stage gab es ein völliges Kontrastprogramm: Winterkälte machten erstmal richtig Krach. Das Drum and Noise Projekt ist heute das musikalische Gegenprogramm zu den anderen Bands. An diese Härte kommt heute niemand sonst heran. Die Musik wird danach auf der zweiten Stage mit Agent Side Grinder wieder etwas weicher.
Auf der Hauptbühne folgte nach Faderhead dann endlich Solar Fake. Freitag noch in Amerika, Samstag starten sie in Oberhausen direkt wieder durch. Die Halle platzt nun aus allen Nähten.
2007 gegründet, erschien direkt das Debütalbum von Solar Fake. Seitdem ist viel passiert. Sven Friedrich ist alleiniger Songschreiber von Solar Fake und produziert sämtliche Alben. Aus den sieben Alben war auf dem E-tropolis für jeden etwas dabei. Sven Friedrich, André Feller am Keyboard und der Schlagzeuger Jens Halbauer starten mit „Sick of you". Nach „Reset to default" folgte „This Pretty Life" vom neuen Album. Danach „Under Control", „All the things you say" und „I don´t want you in here" aus dem Album Another Manic Episode von 2015. „Invinsible", „More than this", „Not what I wanted" und „I despise you" begeisterten das Publikum ebenfalls. „Es geht dich nichts an", „The pain that kills you too", „It´s who you are", „Papillon" und „Observer" bildeten den Abschluss eines großartigen Konzertes.
Nach Solar Fake, die im Electro-Pop, Future-Pop und Synthie-Pop zu Hause sind, wurde es wieder härter! COMBICHRIST enterten mit einem der seltenen Old-School-Electro-Sets die Bühne und bereits beim Soundcheck wurde klar, es wird laut. Kaum ist COMBICHRIST am Start, brachten sie die erste Stage zum Vibrieren. Selbst schon erschöpfte Zuschauer bewegten sich jetzt, und zwar durch den Bass. Andy LaPlegua und Elliot Berlin lieferten richtig gut ab. Gerade weil COMBICHRIST mittlerweile eigentlich im Metal zu Hause ist, war die Freude der Fans der ersten Stunde über das Old-School-Set wieder groß. Wer jetzt noch friert ist selber Schuld. Die Halle hat mittlerweile sommerliche Temperaturen erreicht, was man allerdings in der Turbinenhalle gewohnt ist.
Während im Jahr 2009 Aesthetic Perfection noch als Vorband für Combichrist auf ihrer Demons on Tour Tournee in den USA und Europa auftraten, standen sie heute quasi in Konkurrenz. Denn leider überschnitt sich die Show teilweise mit dem Auftritt von COMBICHRIST, was Einige vor eine schwierige Wahl stellte. Denn zwanzig Minuten nach dem Beginn von COMBICHRIST bildeten Aesthetic Perfection als Headliner den Abschluss der zweiten Stage. Aesthetic Perfection ist ein US-amerikanisches Elektronik-Musikprojekt um Daniel Graves, welches im Jahr 2000 von ihm selbst in Hollywood gegründet wurde. Stilistisch ist es dem Aggrotech zuzuordnen, auch wenn es Einflüssen der kommerziellen Pop- und alternativen Musik unterliegt. Er selbst bezeichnet es daher als Industrial-POP. Bevor Daniel Graves sich nach dem E-tropolis direkt auf den Weg zur American Psycho - North American Tour machte, beehrte er die Turbinenhalle und heizte der zweiten Stage und den Zuschauern richtig ein. Wie gewohnt hatte Daniel Graves das Publikum sofort im Griff. 
Mit „Gods & Gold" ging es los und weiter mit „S E X". Wer sich bei „Rhythm and Control" noch nicht bewegte, sollte spätestens bei „Never Enough" nicht mehr still stehen. Danach folgte „Antibody", „Spilling Blood" und „Automation". Im Anschluss an „The Dark Half" dann der beliebte Track „Spit it Out". Zuletzt wurde sanft mit „All Beauty Destroyed" die Schönheit zerstört und mit „Love like Lies" wurde leider schon wieder der letzte Song zelebriert. Dazwischen durfte das Publikum einer Premiere beiwohnen. Der maskierte Keyboarder und der maskierte Drummer lüfteten ihr Geheimnis und ihre Masken. Es war schön diesem Moment beizuwohnen.​​​​​​
Der Abschluss des Abends wurde auf der Mainstage mit dem Headliner Project Pitchfork eingeläutet. Routiniert mit mehr als 30 Jahren Bühnenerfahrung braucht man nicht mehr viel zu sagen. Peter Spilles ist ein Stimmungsgarant. Project Pitchfork wurde 1989 in Hamburg gegründet und zählt seit Beginn der 1990er-Jahre zu den populärsten Vertretern des Elecgtro-Wave. Wer sie verpasst hat, hat dieses Jahr noch die Möglichkeit sie in Hannover, Hamburg, Gotha, Potsdam oder Rostock mit Chemical Sweet Kid - einem echten Geheimtipp aus Frankreich - als Specialguest zu sehen. 
Um 01:00 Uhr war das Live Programm leider schon vorbei. Wer jetzt noch nicht genug hatte ging zur 2ten Stage, um auf der Aftershow-Party noch ausgelassen zu feiern. Vorbei ist mal wieder ein großartiges schwarzes Festival, bei dem man trotz des eher ungemütlichen Wetters mal wieder den Alltag hinter sich lassen und die Batterien aufladen konnte. 
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