Ein Wochenende zwischen Ritterlagern, Orks und Synthesizern
Vom 12. bis 14. September 2025 pilgerten wieder tausende Besucher nach Selb, wo sich der Goldberg für drei Tage in eine Welt aus Mittelalter, Fantasy und Musik verwandelte. Das Festival Mediaval ist seit 16 Jahren ein Pflichttermin für Fans von Dudelsack, Schwertkampf und Lagerleben – doch in diesem Jahr wurde mit einem Gothic-Special ein neuer Akzent gesetzt.
Die Atmosphäre auf dem Gelände war wie gewohnt ein Erlebnis für alle Sinne: Über den Wegen lag der Duft von Met, gebratenem Fleisch und frisch gebackenem Baumstriezel, Kinder tobten auf der Hüpfburg, Ritter hielten Aufmärsche ab, und selbst ein paar Orks zogen durch die Gassen. Wer zwischendurch innehielt, konnte eine beeindruckende Greifvogelshow bestaunen oder beim menschlichen Schachspiel mitfiebern. Kulinarisch überzeugte das Festival wie immer – vom deftigen Räuberspieß bis zu erlesenen Whiskeys.
Über das Wochenende besuchten rund 16.800 Gäste das Festival-Mediaval XVI, welches ein vielfältiges Programm mit Musik, Kleinkunst und historischen Darbietungen bot. Über 1.600 Mitwirkende auf und hinter der Bühne, darstellend in Lager, sorgten 2025 für ein unvergessliches Wochenende. 
Das Programm verteilte sich auf sechs Bühnen: die mächtige Hauptbühne für die großen Acts, die Burgbühne für atmosphärische Momente, die Hafenbühne, die Theater-Bühne, die Handels-Bühne und die Handwerks-Bühne. Ergänzt wurde das Ganze durch das Literaturzelt, wo unter anderem Christian von Aster mit scharfzüngigem Humor und schaurig-schönen Geschichten begeisterte.
Das Festival Mediaval lebt nicht nur von seiner Musik und der einzigartigen Kulisse, sondern ganz besonders auch von den vielen freiwilligen Helfern. Rund 100 Unterstützer und etwa 30 ehrenamtliche Organisatoren packen jedes Jahr mit an, damit aus einer Wiese am Goldberg ein lebendiges Mittelalterdorf wird. Sie kümmern sich um den Aufbau, betreuen Einlass, Campingplatz und Gastronomie, helfen hinter den Kulissen der Bühnen oder stehen den Gästen mit Rat und Tat zur Seite. Mit ihrer Begeisterung, ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Einsatz schaffen sie die familiäre Atmosphäre, die das Festival so unverwechselbar macht. 
Tag 1 – Zwischen Theatralik und Folkromantik

ASP – Best of Show
ASP war Headliner des Gothic-Special mit einer fulminanten „Best of“-Setlist. Schon beim ersten Ton sprang der Funke über, und Klassiker wie „Ich will brennen“ oder „Werben“ wurden von tausenden Kehlen mitgesungen. Die Mischung aus Rock, Gothic und Lyrik fügte sich perfekt in das Festival-Mosaik ein. Auffällig war, wie viele Mittelalter-Fans neugierig vor der Bühne blieben und sich von der Energie der Band anstecken ließen.
Goethes Erben
Ein Wechsel zu leisen Tönen – aber nicht weniger intensiv. Goethes Erben präsentierten ihr einzigartiges Konzept aus Theater und Musik. Oswald Henke zog mit Mimik, Gestik und seiner markanten Stimme das Publikum in den Bann. Für viele war es weniger ein Konzert als vielmehr ein Schauspiel, das Gänsehaut erzeugte. Gerade im Kontrast zu den lauteren Mittelalterbands wirkte diese Performance fast wie ein dunkles Theaterstück mitten im Festivaltrubel.
Mila Mar
Mystisch, entrückt und traumhaft schön: Mila Mar erschufen mit ihrer Musik eine andere Welt. Sängerin Anke Hachfeld schwebte fast über der Bühne, und ihre Stimme ließ die Zuhörenden gebannt verharren. Besonders am Abend, als die Sonne unterging, wirkte der Auftritt wie ein Ritual – und passte wunderbar zur besonderen Atmosphäre des Mediaval.
BlackbeerS
Die BlackbeerS waren für mich Neuland, doch sie überzeugten durch Spielfreude und eine kräftige Portion Piratenenergie. Sie passten bestens in das Line-up. Gerade dieser Geist macht Festivals wie das Mediaval so reizvoll: zwischen bekannten Größen immer wieder neue Namen zu entdecken.
Pur Pur
Die Schwestern von Pur Pur entführten das Publikum mit zweistimmigem Gesang und akustischer Begleitung in eine märchenhafte Welt. Die Texte voller Fantasie und Romantik fanden gerade bei jenen Anklang, die abseits des lauten Bühnentrubels nach Ruhe suchten. Eine stimmungsvolle Einstimmung in den ersten Tag.
Tag 2 – Power, Poesie und Preisträger

Wind Rose
Die Italiener von Wind Rose kamen im typischen Zwergen-Outfit und mit einer Energie, die ihresgleichen sucht. Ihre Mischung aus Power Metal und Fantasy-Lyrics verwandelte den Platz vor der Bühne in eine Feiermeile. Songs wie „Diggy Diggy Hole“ brachten das Publikum zum Springen und Mitsingen. Es war eine Show, die perfekt ins Mittelalter-Ambiente passte – wie eine epische Schlacht, bei der am Ende alle gewonnen hatten. Ein gelungener Headliners des zweiten Tages.
Letzte Instanz
Mit Geige, Cello und treibendem Rock-Sound zogen Letzte Instanz die Menge sofort in ihren Bann. Klassiker wie „Maskenball“ oder „Rapunzel“ sorgten für ausgelassenes Mitsingen. Ihre Stärke ist die Verbindung von emotionalen Texten und tanzbaren Rhythmen – und genau das machten sie auch beim Mediaval zu einem Höhepunkt. Leider war es das fünftletzte Konzert der Band, welche im Dezember 2025 aufhört.
Qntal
Qntal spielten ihr ganz eigenes Genre: Eine Verbindung von mittelalterlichen Texten, sakral anmutendem Gesang und elektronischen Beats. Der Auftritt war hypnotisch – die Zuschauer schwankten zwischen stillem Lauschen und ekstatischem Tanzen. Gerade im Gothic-Special wirkte diese Band wie ein Bindeglied zwischen beiden Welten. 
Deus Vult
Deus Vult waren für viele eine Entdeckung. Auch wenn mir die Band bisher unbekannt war, passte ihr Auftritt nahtlos ins Programm. Sie zeigten, dass auch die kleineren Namen auf diesem Festival zu glänzen wissen.
Heiter bis Folkig
Ihr Name ist Programm – Heiter bis Folkig brachten Humor, Leichtigkeit und Spielfreude auf die Bühne. Mit augenzwinkernden Ansagen und eingängigen Melodien lockten sie selbst jene, die nur zufällig vorbeikamen, vor die Bühne zum Tanzen.
Darth Polly
Bei Darth Polly handelte es sich ebenfalls um eine Neuentdeckung für mich. Ihr Auftritt war eigenständig, ungewöhnlich und mit einer Prise Selbstironie versehen. Auch sie trugen dazu bei, das Festival noch vielfältiger zu gestalten.
Totentanz Strumpfsockig
Ein besonderes Highlight: Totentanz Strumpfsockig. Die Band hatte 2024 den Goldenen Zwerg, den Nachwuchspreis des Festivals, gewonnen – und durfte nun verdientermaßen die Hauptbühne bespielen. Dieser Moment war nicht nur für die Musiker, sondern auch für die treuen Fans ein Triumph. Mit ihrer Mischung aus Spielfreude, Folk und einer gewissen Verrücktheit zogen sie das Publikum sofort in den Bann. Die Menge feierte, als wäre es ein Headliner – und es wurde klar: Diese Band hat ihren festen Platz in der Mediaval-Familie gefunden.
Tag 3 – Das große Gothic-Finale
VNV Nation
Mit VNV Nation erreichte das Gothic-Special seinen Höhepunkt. Ronan Harris füllte die Bühne mit Charisma, und Songs wie „Control“ oder „Shine“ ließen den Goldberg beben. Tanzbar, hymnisch, emotional – die perfekte Wahl für einen Headliner.
Diary of Dreams
Düsterer, aber ebenso intensiv präsentierten sich Diary of Dreams. Adrian Hates und seine Band schufen mit melancholischen Klängen und tiefen Texten ein Konzerterlebnis, das viele als ihr persönliches Festival-Highlight bezeichneten. Zwischen flackernden Lichtern und dunklen Melodien entstand ein Gänsehaut-Moment nach dem anderen.
End of Green
Mit ihrem Dark Rock schlugen End of Green die Brücke zwischen Gothic und Metal. Schwermütig, wuchtig, und doch eingängig – die Band sorgte für kraftvolle Momente, die das Publikum fest im Griff hatten.
Delva
Delva boten ruhigere, filigrane Töne – ein Moment des Innehaltens zwischen all den großen Gesten. Mit ihren balladesken Melodien boten sie eine erfrischende Abwechslung.
Harmony Glen
Die niederländische Band Harmony Glen brachte noch einmal pure Lebensfreude und Tanzlust auf die Bühne. Mit enormer Energie luden sie zum ausgelassenen Feiern ein.
SPP
Auch SPP waren für mich neu, doch ihr Auftritt zeigte, wie vielfältig das Festival geworden ist. Sie eröffneten am letzten Tag die Hauptbühne und fügten sich als letzter Baustein in das bunte Klangmosaik des Wochenendes.
Fazit
Das Festival Mediaval 2025 bewies, dass die Vermischung von Mittelalter und Gothic mehr als nur eine Idee war – sie war ein voller Erfolg. Zwischen Heerlagern, Aufmärschen und Baumstriezeln fanden Bands wie ASP, VNV Nation, Diary of Dreams und Totentanz Strumpfsockig ihren Platz. Die Besucher erlebten ein Wochenende, das so vielfältig war wie selten zuvor – und gingen mit der Gewissheit nach Hause, dass diese ungewöhnliche Verbindung genau das ist, was Festivals lebendig hält.
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