Laut Karte wäre es eigentlich der 24.09.2021, als NACHTMAHR in Oberhausen einkehren sollte... Es bleibt zu Hoffen, dass das dauerhafte Verschieben von Veranstaltungen aller Art bald ein Ende hat. Doch am 21.10.2022 war es endlich soweit und der vorletzte Termin der „Beweg dich" Tour von NACHTMAHR startet im Kulttempel in Oberhausen. Hier wird Livemusik noch verehrt. Endlich wieder NACHTMAHR inklusive eines einstündigen Fantreffens mit der Band. Das Fantreffen hat Tradition in Oberhausen. Die Anmeldung erfolgte wie gewohnt über eine Facebookveranstaltung und 100 glückliche Fans konnten sich in Ruhe mit Thomas Rainer, Kat de Ville, Vrolok LaFey und Thenia Af unterhalten, Fotos schießen oder ihre liebsten Schätze wie Vinyls, CDs oder Teile ihrer Uniformen unterschreiben lassen. So sieht gut umgesetzte Nähe zu den Fans aus. Davon könnten sich andere Bands mal eine Scheibe abschneiden.
Beendet wurde das Fantreffen mit einen kurzen Akustik Gig. NACHTMAHR führte die Songs „Feindbild", „Kampfbereit" und „Die letzten Dämme" ungewohnt mit Akustik-Gitarre, Klavier und der markanten Stimme von Thomas Rainer auf. Solche Einlagen machen ein Fantreffen richtig spannend. Einige Fans wünschen sich diesen „Stilbruch" auch gern mal als Bonustracks auf zukünftigen Platten.
Das Fantreffen verging wie im Flug und der Kulttempel füllte sich mit mit vielen Fans von nah und fern, bevor dann der Konzertabend mit der Band EVO-LUTION startet. Die Band um Klaus Schwarz wurde bereits 1996 gegründet, machte damals aber noch Synthpop. Heute klingt es nach gutem Oldschool EBM und die Kombo heizte die Menge an. Man merkt die über 20 jährige Bühnenerfahrung der Band. Anfang des Jahres erschien das aktuelle Album „Mind Maschines", von dem natürlich auch der ein oder andere Track gespielt wurde.
Das Intro ertönte und es begann mit Dunkle Zeiten und Society of Today, gefolgt von Geh!. Als nächstes kamen Stiefelschritte und Fallen. Commander Fast Forward, Virus und Allein luden weiter zum Tanzen ein, bevor mit Hassmensch schon der letzte Song gespielt wurde.
Nach einer kurzen Trinkpause sollte es dann ursprünglich mit SOMAN weitergehen, welcher jedoch aus persönlichen Gründen nicht auftrat. Dafür sind Fabrik C aus Hannover eingesprungen. Eine Band welche viel zu selten im Pott zu sehen ist. Ein echter Geheimtipp für Fans härterer elektronischer Musik.
Thorsten Berger weckte die Halle erstmal mit „Neues aus Deutschland". Danach brannte der Tempel mit „100% Elektronik"... Das ist die Zukunft Dude. Der nächste Track „Widerstand" lieferte den nächsten Grund das Tanzbein zu schwingen. Pausen sind was für Anfänger. Coole Sprüche und etwas Interaktion mit den Zuschauern vor der Bühne lockerten zwischen den Tracks die Stimmung auf und sorgten für eine witzige Verschnaufpause. Weiter geht es mit „Boomstick". Als nächstes folgte „Cherubim". Wem es zu laut war, konnte ja nach draußen gehen und dort dem nächsten Song „Zu laut" lauschen. Es folgte „Elefantenmensch II" und „Independant Riot Corps". Ein Song bei dem Thorsten selbst seine Stimme verwendet. Normalerweise verwendet die Truppe diverse Sprachsamples wie zum Beispiel im nächsten Track „X³". Der Titel ist eine Anspielung auf den Film Cube aus dem auch ein Sample verwendet wurde. Den Abschluss machte der Song „Chinese Food". Viele fragten sich nun: „Und dann?"
Dann kam natürlich NACHTMAHR nach einer kurzen Umbaupause. Als Opener ist der Titel „Nicht wie Sie" vom aktuellen Album Stellungskrieg gut gewählt. Der Track ist ein Statement zu der nicht enden wollenden Kritik an der Band, worüber man abendfüllend Diskussionen führen kann. Interessant ist dabei häufig, dass die Kritik nur auf der militärischen Optik der Band basiert und hier immer wildere Theorien angedichtet werden. Der zweite Song des Abends war „Feindbild", welcher sich ebenfalls mit der Thematik beschäftigt und diese verarbeitet.
„Weil ich`s kann" war der nächste Track Abends und die Fläche vor der Bühne wird immer heißer. Nach „Feuer frei", wurde auch endlich der Namensgeber der Tour gespielt: „Beweg Dich!". Mit anderen Worten ein Tanzbefehl, welcher von den Fans natürlich mit „Gehorsam" umgesetzt wurde, was auch der Titel des nächsten Tracks war.
Dann war es soweit. Einer der beliebtesten Track, wenn nicht sogar der beliebteste, wurde gespielt. Spätestens ab jetzt gab es kein halten mehr und - wie üblich - wurden alle Zuschauer zum Mitmachen aufgefordert. Es handelte sich um „Mädchen in Uniform". Der Song wurde natürlich standesgemäß durch die Bühnenshow der beiden Nachtmahrgirls Kat de Ville und Thenia Af begleitet. Das ist auch einer von vielen Gründen, warum NACHTMAHR von den Fans verehrt und gefeiert wird.
Weiter ging die musikalische Reise mit „Schwarzflug" und „Liebe, Lust und Leid" sowie „Geister". Nachdem Klassiker „Mein Name" wurde es mit „Dunkle Wasser" etwas ruhiger. Gänsehaut-Feeling und etwas Zeit zum Durchatmen. Nach den ganzen Tanznummern konnte man hier mal kurz verschnaufen, bevor „Die Straße" alle wieder zum Tanzen aufforderte. Mit „Rache" wurde dann der neuste Song dem Publikum präsentiert. Danach folgte „Verräter an Gott". Nun kamen die Liveklassiker „Boom boom boom" gefolgt vom „Tanzdiktator". Der vorletzte Song des Abends war das Second Decay Cover „I hate Berlin". Dann wurde der Abend mit „Katharsis" beendet. Zumindest was die Liveshow anging.
Die Playlist zur Setlist unter https://open.spotify.com/
Wer mochte konnte noch ausgelassen auf der Aftershow-Party feiern oder sich etwas mit der Band unterhalten, welche sich gelegentlich unter das verbliebene Zuschauervolk mischte. Insgesamt war es ein sehr gelungener und friedlicher Abend mit sehr guter Musik, wie es zumindest für die westdeutsche Szene üblich ist. Wir freuen uns schon auf die nächste Tour.