Es ist noch sehr früh, doch es geht los nach Köln... Einlass ist um 11 Uhr und schon vorher bildet sich eine lange schwarze Menschenschlange vor dem Anleger der MS RheinEnergie. Viele bekannte Gesichter lassen die Wartezeit im Nu vergehen; man kennt sich halt.
Nach dem Betreten des Schiffs wurde erstmal die Gastroauswahl überprüft. Man muss ja schließlich auch mal etwas frühstücken. Es gab eine recht gute Auswahl an den üblichen Festivalspeisen, wie Bratwurst, Currywurst und natürlich auch vegane Alternativen. Nach der Stärkung wurde das restliche Schiff erkundet und Zeit auf dem Oberdeck verbracht. Hier traf man bei angenehmen Temperaturen - trotz bewölktem Wetter -  immer mehr Leute. Das versprach ein schöner Tag zu werden und gegen 12 Uhr legte das Schiff mit den schwarzen Besuchern in Richtung Königswinter ab.
Damit uns Rheinpiraten nicht langweilig wurde, heizte als erste Band Wisborg dem Publikum ein. WISBORG veröffentlichte sein Debütalbum „The Tragedy Of Seconds Gone", im Jahre 2018 welches Platz drei der Deutschen Alternative Charts erreichte und das Orkus Magazin kürte WISBORG zum Newcomer des Monats. Drum Machines und klirrende Gitarren, drückende Synths und liebliches Klavier, das alles kombiniert mit einer tiefen Männerstimme - das sind WISBORG! Der Name Wisborg ist in Anlehnung an Nosferatu entstanden. Heute feierte der Sänger seinen Geburtstag auf der Bühne, das hat schon was. Natürlich sang das Publikum ein Geburtstag-Ständchen. Nach ihrem Auftritt standen WISBORG am Merch-Stand für jeden interessierten Fan bereit.
Nach einer 30-minütigen Umbaupause ging es mit den Krupps und ihrem "Blick zurück im Zorn" weiter. Die Krupps beeinflussen seit den frühen 1980er Jahren die Musikszene. Mit ihrem einzigartigen Mix aus Industrial, Metal und elektronischer Musik haben sie sich einen festen Platz in der Musikgeschichte erobert. Die Krupps wurden 1980 in Düsseldorf von Jürgen Engler gegründet. Anfangs war die Band stark vom Punkrock beeinflusst, doch sie entwickelte schnell ihren eigenen Stil. In den frühen Jahren experimentierten sie mit elektronischen Klängen und verbanden sie mit harten Gitarrenriffs. Ihr Debütalbum "Stahlwerksinfonie" (1981) war geprägt von industriellen Klanglandschaften und politisch-provokanten Texten. Der große Durchbruch gelang den Krupps mit ihrem Album "Entering the Arena" (1985). Die Singleauskopplung "Wahre Arbeit, wahrer Lohn" wurde zu einem Hit und etablierte die Band als führende Kraft in der aufkommenden Industrial-Metal-Szene. Die Krupps verbanden weiterhin elektronische Elemente mit harten Gitarren und schufen einen energiegeladenen Sound, der sich von anderen Bands abhob.
Nach einer Pause in den späten 1990er Jahren kehrten die Krupps mit dem Album "Too Much History" zurück. Sie bewiesen, dass ihr Sound auch im 21. Jahrhundert relevant ist und dass sie nichts von ihrer Energie und Kreativität eingebüßt haben. Seitdem haben sie mehrere Alben veröffentlicht, darunter "The Machinists of Joy" (2013) und "Vision 2020 Vision" (2019). Sie entwickelten ihren Sound weiter und sind dabei ihrem industriellen Erbe treu geblieben. Heute spielten sie - zur Freude der Zuhörer - Lieder aller Schaffensperioden. 
Neben dem ersten Song "Blick zurück im Zorn" standen unter anderem "Dawning Of Doom", "Schmutzfabrik", "Der Amboss", "Kaltes Herz", "Crossfire", "Robo Sapien", und "Machineries of Joy" auf der Setlist. Spätestens beim Track "Nazis auf Speed" begann das Boot zu beben. Die Raumtemperatur stieg nach oben. Zum Schluss folgten noch "To the Hilt", "Fatherland" und "Bloodsuckers".
Kaum waren die Krupps vorbei, legte das Schiff in Königswinter an. Eine schwarze Masse flutete die Stadt sehr zur Verwirrung einiger Passanten, während der ein oder andere Mitreisende auf dem Schiff verblieb und es sich lieber auf dem Oberdeck bei einem kühlen Getränk gemütlich machte. Dann passierte aber etwas, womit niemand gerechnet hatte. Bier war alle! Zumindest Pils. Es gab also nur noch Weizen oder Kölsch. Die Pilstrinker waren sehr erstaunt, dass sie das Schiff schon zur Halbzeit leer getrunken hatten. 
Der mehrstündige Aufenthalt in Königswinter konnte auf verschiedene Arten genutzt werden. Man konnte Wanderwege erkunden, die örtlichen kulinarischen Angebote nutzen oder einfach nur das Wetter genießen. Zu sehen gab es in Königswinter genug. Eine Wanderroute wurde vorab auf den Social-Media-Kanälen des Veranstalters geteilt. Jeder nutzte die freie Zeit anders. 
Nachdem die Umbaupause und der Landgang beendet war, wendete das Schiff und man konnte nochmals das "Schwiegermutter-Denkmal" aka. Drachenfels vom Schiff aus betrachten. Der Drachenfels ist ein beliebtes Ausflugsziel und bietet eine Mischung aus Natur, Geschichte und Panoramablicken. Die Wolken hatten sich im Laufe des Tages verzogen und somit herrschte das perfekte Wetter für die Rückreise.
Musikalisch legten als nächstes Schattenmann los. Gerade erst ihre Chaos-Tour beendet, wurden sie heute entjungfert. Ihr erstes Konzert auf dem Schiff. Schattenmann wurde 2016 von Frank Herzig, Jan Suk, Luke Shook und Nils Kinzig gegründet. Herzig war zuvor Mitglied der Band Stahlmann. Mit Schattenmann wollte er eine eigene musikalische Vision verwirklichen.
Neben alten Songs wie "Brenndes Eis", "Generation Sex" oder "Gekentert" durften auch Epidemie sowie mehrere Singleauskopplungen aus dem am 30.06.2023 erscheinenden Album "Dia de Muertos" nicht fehlen. Beim Song Spring wurde versucht das Schiff zum Beben zu bringen, indem alle gleichzeitig sprangen. Das hat auch relativ gut funktioniert. Ein weiteres Highlight war die männliche Gummipuppe Cosimo, welche sich ein wenig von der Croud tragen ließ, bis sich ein weiblicher Fan ihrer erbarmte. 
Nach dem Konzert konnte man die Schattenmänner noch am Merch treffen, und die Puppe war später auch von der Band unterschrieben. Um die neue Besitzerin von Cosimo zu zitieren: "Die wird zu Hause noch mit Bauschaum gefüllt und dann geht´s zur Sache ;)". Auf jeden Fall ein cooles Sammlerstück.
Den musikalischen Abschluss machten Eisbrecher. Das Eis mit dem Publikum, welches sich nun fast vollzählig vor der Bühne versammelt hatte, musste jedoch nicht mehr gebrochen werden. Dank den vorherigen Bands war der Saal schon heissgelaufen. "Volle Kraft voraus" war thematisch ein sehr guter Opener für das letzte Stück der Schiffstour. "Sturmfahrt" als Eröffnung hätte mir persönlich besser gefallen, wurde später aber nachgeholt.
Eisbrecher wurde im Jahr 2003 in Fürstenfeldbruck, Deutschland, gegründet. Die Band wurde von Sänger Alexander Wesselsky und dem Gitarristen Noel Pix ins Leben gerufen. Wesselsky hatte bereits als Frontmann von Megaherz Erfahrungen gesammelt und brachte seine kraftvolle Stimme und charismatische Bühnenpräsenz in das Projekt ein. Eisbrecher veröffentlichte ihr selbstbetiteltes Debütalbum "Eisbrecher" im Jahr 2004, das mit Songs wie "Schwarze Witwe" und "Herz aus Eis" große Aufmerksamkeit erregte.
Der große Durchbruch für Eisbrecher kam mit ihrem zweiten Album "Antikörper" (2006). Mit dem Hit "Eiszeit" eroberten sie die deutschen Charts und etablierten sich als feste Größe in der NDH-Szene. Das Album präsentierte einen kraftvollen Mix aus harten Gitarrenriffs, elektronischen Elementen und eingängigen Melodien. 
Eisbrecher haben einen unverkennbaren Stil entwickelt. Ihre Musik zeichnet sich durch druckvolle Gitarrenriffs, treibende Schlagzeugrhythmen und eingängige Refrains aus. Die Texte von Eisbrecher sind oft provokativ und tiefgründig. Die Band schafft es  ihren eigenen Sound zu prägen und eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen. Ihre Alben "Sünde" (2008), "Die Hölle muss warten" (2012), "Sturmfahrt" (2017) und "Liebe macht Monster" (2020) wurden von Fans und Kritikern gleichermaßen positiv aufgenommen. Die Band hat ihren Sound im Laufe der Jahre weiterentwickelt und neue Facetten hinzugefügt, ohne dabei ihre Wurzeln zu vernachlässigen. 
Im Laufe des Konzerts verkündete Alex Wesselsky noch, dass ihn die Schattenmänner auf der kommenden Eisbrecher-Tour begleiten werden. Der Saal kochte, mehr und mehr fragte man sich, ob den ganzen Tag schon so viele Leute auf dem Schiff waren. Eisbrecher spielte viele Stücke, alte und neue. Zur Auflockerung gab es zwischendurch noch etwas Musik direkt aus der Hölle: Schlager. Bei dieser Akustikeinlage sangen jedoch die meisten Zuhörer schön brav bei "Tränen lügen nicht" mit, während andere auf das Oberdeck flüchteten.  
Gegen 23:30 Uhr war die Fahrt dann leider auch schon wieder vorbei, und die gut gelaunten Teilnehmer strömten friedlich aus dem Schiff. Wie ein Security-Mitarbeiter anmerkte: "Ich freu mich immer, wenn ihr da seid, das ist fast wie Urlaub!"
Es wurde natürlich schon das Line-Up für die USF-Tour im nächsten Jahr bekannt gegeben. Mit Alienare, Solitary Experiments, Solar Fake und Blutengel wird es am 20.04.2024 musikalisch elektronischer, aber man ist ja flexibel in der schwarzen Szene. Die Herbstedition der USF-Tour mit Erdling, Heldmaschine, Unzucht und den Lollies ist leider schon ausverkauft.
In diesem Sinne. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr und Schiff ahoi!
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